Die Welt Der Rechtschaffenen Diener
Nur im Lichte des Glaubens kann der Mensch über die Erkenntnis seiner essenziellen Natur samt all ihrer Dimensionen und über das Erfassen der existenziellen Ziele der Schöpfung zur inneren Realität der Existenz vordringen. Ein Mangel an Glauben hingegen gleicht einem erstickenden Kerker. Aus der Sicht eines Ungläubigen nahm die Schöpfung im Chaos ihren Anfang, entfaltete sich dann in den Furcht erregenden Unsicherheiten der Zufälle und rast auf ein schreckliches Ende zu. In dieser ungewissen Reise der Existenz findet sich kein Hauch von Mitgefühl, der uns Erholung verspräche, und kein Stück Boden, auf das man seinen Fuß setzen könnte.
Ein gläubiger Mensch, der weiß, woher er kommt, und seinen Bestimmungsort ebenso kennt wie seine Verantwortung, sieht alles so deutlich wie „Tageslicht. Deshalb reist er in unanfechtbarer Gewissheit auf sein Ziel zu. Während er verweilt, studiert er mit aller Sorgfalt das Leben und alles, was jenseits des Lebens liegt. Immer wieder erforscht er die Dinge und Ereignisse und versucht, mit allem, was ihn umgibt, eine Beziehung anzuknüpfen. Er greift auf die Ergebnisse anderer Menschen zurück und intensiviert überall dort, wo es ihm an ausreichenden Kenntnissen und Erfahrungen fehlt, die eigenen Forschungen, ohne jemals zu ermüden oder die Hoffnung zu verlieren.
Eine unerschöpfliche Quelle der Stärke, auf die er sich unterwegs verlassen kann, liegt in dem Satz: Es gibt keine Macht und Kraft außer bei Gott. Wer sich diese Stärke zu Eigen gemacht hat, verspürt kein Bedürfnis mehr nach einer anderen Quelle der Stärke. Ein gläubiger Mensch, der aus dieser Quelle trinkt, richtet all sein Streben nur noch auf Gott aus. Er lebt, um Sein Wohlgefallen zu finden. Mit einem niemals versiegenden Optimismus überwindet er jedes Hindernis und fordert alle weltlichen Gegner heraus.
Die zweite Eigenschaft des Erben der Welt besteht darin, vor Liebe schier überzufließen. Ein Mensch, dessen Herz mit dem Glauben an und dem Wissen um Gott glücklich ist, empfindet seinem Glauben und Wissen entsprechend für alle Menschen, ja sogar für die gesamte Schöpfung eine tiefe Liebe. Ein solcher Mensch verbringt sein ganzes Leben in den farbenprächtigen Strömungen allumfassender Ekstasen, Verzückungen und spiritueller Freuden.
Heute, wie zu allen Zeiten zuvor, verspüren die Herzen das Bedürfnis, von Liebe ergriffen zu werden und vor Hingabe überzufließen, sodass eine Wiederbelebung auf fruchtbaren Boden fallen würde. Ohne die Liebe ließe sich eine Bewegung, die Bestand haben soll, nicht ins Leben rufen, insbesondere dann nicht, wenn die Bewegung mit dem Jenseits verknüpft sein soll. Die Liebe Gottes, die wir fühlen, um mit ihrer Hilfe die Anerkennung Gottes zu gewinnen, ist eine unendlich tiefe und geheimnisvolle Quelle der Stärke. Die Erben der Welt sollten sich der Existenz dieser Quelle immer bewusst sein und so oft wie möglich von ihr Gebrauch machen.
Richten wir nun unseren Blick auf den Ursprung des Seins aus der Perspektive des Koran und der Sunna (dem Beispiel) des edlen Propheten Muhammad. Der Ursprung des Menschen, sein Platz im Universum, die Absicht, die Gott mit seiner Erschaffung verfolgte, der Weg, den er in seinem Leben beschreiten soll, und sein endgültiger Bestimmungsort harmonieren in diesen beiden Quellen - Koran und Sunna - so ausgezeichnet mit dem Denken und Fühlen und mit den Sehnsüchten des Menschen, dass uns zwangsläufig Staunen und Bewunderung überkommen müssen. Diese beiden reinen Quellen sind für verständige Menschen Quellen der Liebe und der Begeisterung und Medien der Ekstase. Jene, die sich ihnen in lauterer Absicht und mit Bittgebeten zuwenden, werden nicht abgewiesen, und jene, die Zuflucht bei ihnen suchen, erlangen Unsterblichkeit. Dabei müssen diese Suchenden jedoch ähnlich aufrichtig sein, wie Imam Al-Ghazzali, Imam Rabbani, Schah Walliyullah und Bediuzzaman Said Nursi es waren. Sie müssen sich diesen Quellen mit der Begeisterung eines Ghalib Dede oder eines Mehmed Akif nähern und die gleiche Überzeugung und den gleichen Unternehmungsgeist ihnen gegenüber an den Tag legen wie Khalid, Salah ad-Din oder Mehmet der Eroberer. Durch die Verknüpfung von Liebe und Enthusiasmus jener Persönlichkeiten mit modernen Methoden und Vorgehensweisen werden sie zu jener Essenz des Koran vordringen, die nie an Frische einbüßt, und fortan eine universelle Metaphysik ihr Eigen nennen können.
Die Hinwendung zur Wissenschaft - mit einer vernünftigen Synthese von Intellekt, Logik und Bewusstsein - ist die dritte Eigenschaft jener Erben, denen die Welt versprochen wurde. Diese Hinwendung wird auch eine Richtung hin zur Menschlichkeit vorgeben, die unter dem Einfluss einiger obskurer Ideologien verloren gegangen ist. Sie wird ein bedeutender Schritt zur Befreiung der Menschheit sein.
Wie von Said Nursi dargelegt wurde, konzentriert sich die Menschheit in zunehmendem Maße auf Wissenschaft und Technik und bezieht all ihre Stärke aus den Wissenschaften. Nursi wies außerdem darauf hin, dass für die Präsentation neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse Beredsamkeit und Wortgewandtheit immer mehr an Bedeutung und beherrschendem Einfluss gewinnen werden. Tatsächlich steht uns kein anderer Weg mehr offen, der uns aus der wolkenverhangenen Atmosphäre der Illusionen führen würde. Alle anderen Wege, die zu den Wahrheiten und - am allerwichtigsten - zur ganz und gar manifesten einen Wahrheit führen, sind uns versperrt.
Wenn wir uns für die letzten Jahrhunderte entschädigen möchten, müssen wir uns auf die höchste Stufe wissenschaftlicher Erkenntnis erheben. Durch die Verbannung des Minderwertigkeitskomplexes aus unserem Unterbewusstsein werden wir unsere Selbstsicherheit zurückgewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Wissenschaften im Lichte des Prismas islamischen Denkens neu bewerten und zu einzigartigen Repräsentanten der wissenschaftlichen Erkenntnis werden.
Da wir bislang nicht in der Lage waren, den Wissenschaften eine wahre Richtung vorzugeben, und zuweilen offenbartes Wissen mit wissenschaftlichen Theorien und wissenschaftliche Erkenntnis mit Philosophie verwechselt haben, hat das wissenschaftliche Denken für einige gravierende Missverständnisse gesorgt. Auch die Wissenschaftler haben beträchtlich an Ansehen verloren. In der Türkei haben Ausländer aus dieser Fehlentwicklung Profit gezogen; ausländische Schulen schossen wie Pilze aus dem Boden. Dies hatte zur Folge, dass sich die jüngeren Menschen von ihrer Gesellschaft entfremdeten. Schon kurze Zeit später hatten diese unerfahrenen Menschen all ihre religiösen und moralischen Werte verloren, was darin mündete, dass die Gedanken, Ideale, Künste und Lebensstile unseres ganzen Volkes verkamen. Die Schulen, denen wir unsere Kinder sorglos anvertrauten, wurden von Ausländern oder einheimischen Minderheiten gegründet und geleitet. In ihnen wurde der westlichen Kultur und ihren Werten Vorrang vor Wissenschaft und wissenschaftlichem Denken eingeräumt. Aus diesem Grunde zerfielen unsere jungen Generationen, obwohl sie sich doch im Zeitalter von Wissenschaft und Technik zurechtfinden mussten, in verschiedene Splittergruppen von Marxisten, Durkheimisten, Leninisten und Maoisten. Einige suchten Trost in den Träumen von einem kommunistischen System und von der Diktatur der Proletariats. Andere ließen sich vom Existenzialismus Sartres, Marcuses oder Camus' mitreißen. Auch wir in diesem Land mussten all jene Fehlentwicklungen verkraften, die bedauerlicherweise in den vermeintlichen Zentren von Wissenschaft und Erkenntnis gefördert und unterstützt wurden. Unterdessen wurden die Religion und die religiösen Menschen beharrlich von destruktiven Repräsentanten der Unaufgeklärtheit angegriffen, und schlimme Aspekte moderner westlicher Zivilisation wurden propagiert. Dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte können wir nicht vergessen, und jene, die dafür verantwortlich zeichnen, werden im Bewusstsein der Menschen stets als nationale und historische Kriminelle in Erinnerung bleiben.
Nun liegt es an uns, eine glückliche und strahlende Zukunft aufzubauen. Über wissenschaftliches Denken, das wir fest in den Köpfen der jungen Generation verwurzeln müssen, muss es uns gelingen, eine Wiederbelebung einzuleiten. Das Leid der Menschen um dessentwillen, was ihnen in der Vergangenheit widerfuhr, die Verzweiflung, die die Unterwürfigkeit gegenüber fremden Mächten in ihren Herzen schürte, und die Reaktion der Menschen auf Jahrhunderte der Ausbeutung lassen uns ebenso intensiv jammern und wehklagen wie Adam bereute, Junus (Jonas) weinte und Ayyub (Job) Qualen litt. Gedanken und Gefühle dieser Art in Verbindung mit historischen Erfahrungen spornen uns an, weitere Anstrengungen zur Erreichung unserer Ziele zu unternehmen.
Das vierte Charakteristikum der Generation, der das Erbe der Welt gebührt, besteht darin, dass sie die traditionellen Vorstellungen in Bezug auf den Menschen, das Leben und das Universum überprüfen und neu bewerten. Folgende Punkte sollten in diesem Zusammenhang Erwähnung finden:
Erstens ist das Universum ein Buch, das Gott für uns verfasst hat, damit wir immerfort lernen. Der Mensch wiederum ist ein transparenter Index aller Welten, ein Geschöpf, das in der Lage ist, die tiefen Dimensionen des Seins zu erforschen. Und das Leben ist eine Manifestation der Bedeutungen, die aus diesem Index und diesem Buch gefiltert wurden und durch den Ausdrucksstil Gottes überall im Universum reflektiert werden. Wenn der Mensch, das Leben und das Universum drei Aspekte einer einzigen Realität sind, die alle eine eigene authentische Färbung besitzen, dann stellt eine nur teilweise Annäherung an sie eine Missachtung sowohl des Menschen im Besonderen als auch der gesamten Schöpfung im Allgemeinen dar. Denn eine solche unzureichende Annäherung zerstört das harmonische Gleichgewicht der Realität.
Es obliegt dem Menschen, zu lernen, zu verstehen und der Offenbarung Gottes - der Offenbarungsschrift -, die Gottes Attribut der Sprache entspringt, Folge zu leisten. Doch nicht weniger wichtig ist, dass er alle Dinge und Geschehnisse wahrnimmt, die Gott durch Sein Wissen, Seinen Willen und Seine Macht ins Leben ruft. Da der Koran die Manifestation von Gottes Attribut der Sprache ist, ist er der Geist der Existenz und der einzige Weg zum Glück in dieser und der nächsten Welt. Das „Buch" des Universums wiederum verkörpert diesen Geist und interpretiert jene Wissenschaftszweige, deren Ursprung in ihm liegen. In beiden Welten stellt es eine sehr wichtige Kraft dar, direkt wirkend in Bezug auf das Diesseits und indirekt in Bezug auf das Jenseits. Wer also beide Bücher versteht und ihre Prinzipien in seinen Alltag integriert, wird belohnt werden. Wer sie hingegen vernachlässigt oder ignoriert, wird die Konsequenzen seiner Nachlässigkeit zu spüren bekommen.
Zweitens liegt die Menschlichkeit eines Menschen in seinen Gefühlen, seinen Gedanken und seinem Charakter. Diese gelten auch als Maßstäbe, wenn es darum geht, die Wertschätzung des Menschen aus der Sicht sowohl des Schöpfers als auch der Geschöpfe zu ermessen. Erhabene menschliche Eigenschaften, tief gehende Gedanken und Gefühle und ein guter Charakter sind allseits anerkannt. Wer seinen Glauben und seine Überzeugung mit Gedanken verunreinigt, die der Religion widersprechen, und Misstrauen in seinem Charakter keimen lässt, wird weder auf die Unterstützung und Hilfe Gottes zählen können, noch in der Lage sein, sich seine Achtung und Würde vor den Menschen zu bewahren. Man sollte niemals vergessen, dass Gott, der Allmächtige, aber auch die Menschen andere Menschen nach ihrem Charakter beurteilen. Jemand, dem es an menschlichen Werten mangelt, kann keine großen Heldentaten vollbringen, selbst wenn er nach außen hin ein gläubiger Mensch zu sein scheint. Andererseits können jene, die sich zwar durch lobenswerte Tugenden und einen ehrenhaften Charakter auszeichnen, denen es jedoch nicht immer gelingt, in Übereinstimmung mit den religiösen Prinzipien zu leben, auf keinen Fall völlig versagen.
Drittens lassen sich islamische Ziele einzig und allein durch islamische Mittel und Methoden verwirklichen. Muslime sind dazu verpflichtet, islamische Ziele zu verfolgen und sich zu diesem Zwecke islamischer Vorgehensweisen zu bedienen. So wie sich niemand das Wohlgefallen Gottes ohne Aufrichtigkeit und Reinheit der Absichten sichern kann, gilt auch für destruktive Mittel und Methoden, dass sie weder dem Islam dienen noch die Muslime auf den rechten Weg führen.
Die Generation, die die Verantwortung auf sich nehmen wird, der Welt Gerechtigkeit und Glück zu bringen, sollte in der Lage sein, frei zu denken und die Freiheit der Gedanken zu respektieren. Die Freiheit ist eine bedeutende Dimension des freien Willens des Menschen und ein Schlüssel zu den Rätseln menschlicher Identität.
Die muslimische Welt hat über Jahrhunderte hinweg sowohl von innen als auch von außen unter Druck gestanden. Unter jenen Bedingungen, unter denen unseren Gefühlen, unseren Gedanken, unserer Kultur und unserer Bildung Einschränkungen auferlegt wurden, kann sich der Mensch seine menschliche Fähigkeiten kaum bewahren, geschweige denn Wiederbelebung und Entwicklung realisieren. In einem Klima, in dem es dem Menschen schon schwer fällt, sich die Werte eines gewöhnlichen Menschen zu erhalten, ist es so gut wie unmöglich, einen Menschen von wahrer Größe großzuziehen. Ein solches Klima bringt nur Menschen mit schwachem Charakter, träger Veranlagung, gelähmtem Hirn und paralysierten Gefühlen hervor. Verzerrte Gedanken und falsche Kriterien, die in unserer jüngeren Geschichte sowohl in Familien und deren näherem Umfeld als auch in den Erziehungsinstitutionen und Künstlerkreisen entworfen und verbreitet wurden, haben alles, was uns einst auszeichnete, erschüttert - unsere Sichtweise der Dinge und des Geistes wie auch unsere physischen und spirituellen Welten. In jener kritischen Phase präsentierte die führende Elite ihre Vorurteile als freies Denken; sie führte ein eigennütziges Leben, bekundete anderen Glaubensrichtungen und Meinungen gegenüber keinerlei Respekt und schreckte, wenn es darum ging, bestimmte Behauptungen und Standpunkte aufrechtzuerhalten, nicht einmal davor zurück, Gewalt anzuwenden, wenn sie es für notwendig erachtete, den freien Willen und das freie Denken der Menschen zu vernichten. Noch wissen wir nicht genau, ob jene Phase schon zu Ende ist; und dennoch sollten wir einerseits unsere historische Entwicklung in den letzten Jahrhunderten analysieren und andererseits die „Veränderungen und Umbildungen" hinterfragen, die wir in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten inszeniert haben. Unsere Entscheidungen werden noch immer von so manchen ideologischen Tabus beeinträchtigt, was es uns schwer macht, unsere Welt den Erfordernissen einer leuchtenden Zukunft entsprechend umzugestalten. Die Folge sind politische Dispute, innere Auseinandersetzungen und internationale Konflikte. Genau deshalb leidet unsere eigene Gesellschaft unter ständigen inneren Streitigkeiten und die ganze Welt unter einer nicht enden wollenden Unzivilisiertheit. Ohne Egoismus, Gier und Rücksichtslosigkeit der Menschen sähe die Welt heute höchst wahrscheinlich ganz anders aus.
Unter diesen Voraussetzungen sollten wir zur Kenntnis nehmen, dass wir mehr Toleranz und Uneigennützigkeit brauchen, wenn wir eine bessere Zukunft aufbauen wollen. Mehr denn alles andere benötigen wir heute großmütige Herzen und aufgeschlossene Köpfe, die freies Denken respektieren, den Wissenschaften und dem wissenschaftlichem Forschen interessiert gegenüberstehen und in der Lage sind, die Harmonie zwischen dem Koran und den Gesetzen Gottes für das Universum und das Leben zu erkennen. Dies erfordert aber die Existenz einer Gemeinschaft, in der sich Genies frei entfalten können. In der Vergangenheit war es möglich, dass schon ein einziges Genie ein Volk zu hehren Zielen führen konnte. Heute jedoch, in einer Zeit, in der alles so unglaublich durchstrukturiert ist und die Spezialisierung im Vordergrund steht, haben Beratung und Gemeinschaftsbewusstsein die Rolle der Genies übernommen. Dies ist der sechste Punkt, der von jener Generation, die sich darum bemüht, der Welt ein schöneres Antlitz zu verleihen, hinreichend beachtet werden sollte.
In unserer jüngsten Vergangenheit ist es uns nicht gelungen, für die erstrebenswerte Koordination zwischen den lebenswichtigen Institutionen der Gesellschaft zu sorgen. In einer Zeit, in der moderne Schulen sich auf ideologische Dogmen konzentrierten, Anstalten religiöser Erziehung (Medressen) mit dem Leben brachen, Institutionen spirituellen Trainings (Tekkes) sich in die reine Metaphysik versenkten und sich die Armee auf die Ausübung von Gewalt beschränkte, ließ sich eine solche Koordination einfach nicht verwirklichen.
Es entspricht den Tatsachen, dass sich moderne Schulen dem Einfluss des modernen „Scholastizismus" und ideologischen Dogmen nicht entziehen konnten. Institutionen religiöser Erziehung verschlossen sich den Wissenschaften und wissenschaftlichem Denken und beraubten sich damit des Geistes und der Kraft, neue Strukturen aufzubauen. Die Repräsentanten geistiger Erziehung verloren ihre Liebe und ihren Enthusiasmus. Sie trösteten sich mit den Tugenden und Wundern frommer Menschen, die in vergangenen Jahrhunderten gelebt hatten. Und was die Armee betrifft, die einstmals Repräsentant religiöser Energie und Aktivität und Symbol nationaler Existenz gewesen war, so entwickelte sie auf internationaler Bühne den Komplex, sich nicht durchsetzen zu können. Aus diesem Grunde entstand ein heilloses Durcheinander, und der „Baum des Volkes" wurde so heftig geschüttelt, dass er beinahe umgestürzt wäre. Es scheint leider so, dass diese Erschütterungen unterschiedlicher Stärke erst dann abebben werden, wenn die glücklichen Repräsentanten der leuchtenden Zukunft diese lebenswichtigen Institutionen in einer Weise neu formen, die ihnen erlaubt, ihre wahren Funktionen auszuüben. Mit einer Vermählung von Herz und Verstand werden diese Repräsentanten einen Boden bereiten, der Menschen hervorbringt, welche sich durch einen scharfen Verstand, vorbildliches Handeln und unübertroffene Inspiration auszeichnen.
Zu guter Letzt wird jene Generation, die der Welt ein schöneres Antlitz verleihen möchte, die Fähigkeit, mathematisch zu denken, besitzen. Mathematisches Denken bedeutet Einsicht in die rätselhafte Beziehung zwischen der Schöpfung und den „Gesetzen" der Mathematik und legt den Grundstein zur Entdeckung der geheimnisvollen Welt der Zahlen. Ohne Mathematik lassen sich die Wechselbeziehungen zwischen dem Menschen und den Dingen nicht wahrnehmen; erst die Mathematik, die, einer Lichtquelle gleichend, unseren Weg entlang der Linie vom Universum zum Leben beleuchtet und uns die Tiefen der Welt der Möglichkeiten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft zeigt, versetzt uns also in die Lage, unsere Ideale zu erreichen.
Um das Sein in vollem Umfang wahrnehmen zu können, sollten wir den Gesetzen der Mathematik auf allen Gebieten folgen - in allen Bereich von der Physik bis hin zur Mathematik, von der Materie bis hin zur Energie, vom Körper bis hin zur Seele und vom Gesetz bis hin zur spirituellen Schulung. Dies beinhaltet die Notwendigkeit, sowohl von spirituellem Training als auch von wissenschaftlicher Forschung Gebrauch zu machen. Um den Verlust eines reellen oder wahrhaftigen Systems spiritueller Schulung zu kompensieren, blieb dem Westen nichts anderes übrig, als bei so genannten mystischen Bewegungen Zuflucht zu suchen. Die Muslime hingegen sind keineswegs auf ein fremdes System angewiesen, wenn sie ihren Durst nach geistiger Befriedigung löschen möchten. Alles, was der Mensch benötigt, um sein Leben auf eine gesunde (wissenschaftliche, spirituelle, rationale, soziologische, ökonomische, politische usw.) Grundlage zu stellen, ist im Islam zu finden - vorausgesetzt der Mensch ist in der Lage, den Islam in seiner unberührten Reinheit und ursprünglichen Reichhaltigkeit zu verstehen.
Abschließend lässt sich Folgendes festhalten: Wenn wir die Kunst zu denken, über die die rechtschaffenen Diener, denen Gott das Erbe der Welt versprochen hat, verfügen werden, verstehen möchten, sollten wir uns eine weitaus höhere intellektuelle Leistungsfähigkeit, geläuterte Gefühle und ein größeres Einfühlungsvermögen aneignen."
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