Fethullah Gülen und der Beitrag der islamischen Gelehrsamkeit zur Demokratie
Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. wird das Thema Demokratie von politischen Theoretikern, Philosophen und Angehörigen verschiedener Gesellschaften und Kulturen kontrovers diskutiert. Allgemein anerkannt ist, dass der Ursprung der Demokratie als Regierungsform im Griechenland der Antike liegt; doch haben seither auch viele andere Völker, Gruppen und Kulturen einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Weiterentwicklung geleistet. Heute, wo die Hoffnung besteht, dass sich die Weltlage zum Besseren wendet, dürfte es sehr aufschlussreich sein zu prüfen, welche demokratischen Modelle sich in den verschiedenen Kulturen herausgebildet haben. Zurzeit geht der Trend dahin, die Demokratie als ein Set bestehend aus politischen Traditionen, speziellen Institutionen und kulturellen Prämissen zu betrachten. Doch erscheint diese Vorstellung von Demokratie problematisch; schließlich ist die Welt Heimat vieler ganz unterschiedlicher Kulturen, von denen keine ein Monopol auf demokratische Ideen und Praxis besitzt. Sämtliche Bedürfnisse, Erwartungen, Hoffnungen und Probleme, die mit dem menschlichen Verhalten, dem Gemeinschaftsleben, Glauben und Kultur oder Recht und Ordnung verknüpft sind, variieren von Land zu Land und von Zeit zu Zeit. Mit Blick auf die Debatten, die in den letzten Jahren über die demokratische Praxis in den muslimischen Ländern und Kulturen geführt wurden, wird sich der folgende Beitrag mit den verschiedenen Formen, der Theorie und Geschichte und der Zukunft der Demokratie beschäftigen. Besondere Beachtung soll dabei den Standpunkten des einflussreichen zeitgenössischen türkischen Intellektuellen und islamischen Gelehrten Fethullah Gülen geschenkt werden.
Formen der Demokratie
Nur allzu oft wird wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Demokratie allein in der muslimischen Welt problembehaftet ist. In Wirklichkeit jedoch müssen sich Demokratien überall auf der Welt einer Reihe von offenen Fragen stellen. Diese betreffen zum Beispiel die vielfältigen möglichen Regierungsformen, die unterschiedlichen Arten der Volksvertretung und die von den Bürgern gewünschten oder eingeforderten Freiheiten. Probleme bereiten unter anderem auch eine nicht durch Gesetze legitimierte Aufteilung der politischen Macht, die ungleiche Verteilung von Macht oder auch die Auflehnung gegen das herrschende System seitens bestimmter Interessensgruppen.
Fethullah Gülens intellektueller Beitrag zur globalen Demokratie-Diskussion, der sich durch das Festhalten an islamischen Werten auszeichnet, beschränkt sich nicht auf eine Analyse der demokratischen Werte und der Bedeutung der Demokratie für Individuum und Gesellschaft. Gülen geht weiter und untersucht, welche Rezepte die Demokratie für Krisen bereithält, die Menschen und Systeme gleichermaßen befallen. Er befasst sich eingehend mit der Komplexität des Lebens in modernen Industriegesellschaften und mit der immer stärkeren Beschneidung jenes Raums, in dem der Einzelne und die Gemeinschaft ihren kulturellen, moralischen und spirituellen Werten Ausdruck verleihen können.
Gülen zufolge ist das Verständnis von Demokratie und Menschenrechten innerhalb des theoretischen Erbes des Islam keineswegs dogmatisch; vielmehr orientiert es sich an Werten wie Kompromissbereitschaft, Stabilität, Schutz des Lebens, Ehre und Würde des Menschen, Gerechtigkeit, Gleichheit, Dialog und Konsultation. Die islamische politische Theorie ist flexibel und steckt den Muslimen weder bei der Wahl konkreter Formen der Herrschaft noch bei der Entscheidung für ein bestimmtes politisches System enge Grenzen. Der wichtigste Grundsatz in der islamischen politischen Theorie ist die Garantie von drei Grundwerten: Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Mitsprache. Wie diese drei Werte aber garantiert werden, bleibt der Gemeinschaft überlassen. Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang in jedem Fall die derzeitigen Lebensbedingungen der Muslime, ihre Traditionen, kulturellen Vorlieben und mehrere weitere Faktoren. Gülen macht geltend, dass bei der Verbreitung der Demokratie in aller Welt die sozialen, kulturellen, politischen und historischen Aspekte der Gesellschaften Beachtung finden sollten.
Analysten, die die Kompatibilität von westlichen und muslimischen Perspektiven in Bezug auf Demokratie und Menschenrechte diskutieren, begehen manchmal den Fehler, ,den Islam' zu attackieren und seine Reformierung einzufordern, anstatt die Ansätze oder Methoden einzelner Aktivisten, Regime oder Länder zu untersuchen und diese zu kritisieren. Manche Analysten gehen soweit zu behaupten, islamische Prinzipien und Institutionen stünden in direktem Widerspruch zu demokratischen Werten im modernen Sinne, folglich müsse jeder Schritt einer muslimischen Gesellschaft hin zur Demokratisierung begleitet sein von einer Loslösung von islamischen politischen und rechtlichen Traditionen. Im krassen Gegensatz dazu erheben andererseits manche ideologisch motivierten Muslime den Anspruch, das einzig korrekte Islamverständnis zu besitzen. Sie beharren darauf, dass die islamischen Fundamente von Macht, Politik und Rechten der Gläubigen keinerlei gemeinsame Berührungspunkte mit westlichen demokratischen Institutionen haben. Diese Extremisten argumentieren oft, der Islam kenne keine ,Macht des Volkes', vielmehr gelte das Prinzip der Herrschaft des islamischen Rechts. Die Konzepte, die aus dieser Art von Argumentation hervorgehen, sind deshalb zweifelhaft, weil sie aus dem Gesamtkontext des islamischen Denkens und dessen sozio-politischen Erbes gerissen sind. Sie wenden sich ganz bewusst an weniger gut ausgebildete Muslime (und Nichtmuslime) und zielen darauf ab, politischen Extremismus zu rechtfertigen. Dabei finden sich doch sowohl im traditionellen als auch im modernen politischen und rechtlichen islamischen Denken eine ganze Reihe unterschiedlicher Perspektiven zum Thema Herrschaft, die die islamische Rechtstradition wesentlich besser repräsentieren und auf jeden Extremismus verzichten.
In die islamische Rechtsprechung fließen die Offenbarung Gottes, die Kunstfertigkeit der Juristen, lokale und globale Kulturen sowie auch die weltweiten Beziehungen mit ein. Das islamische Recht und seine Rechtsordnung, seine Grundprinzipien und die Mehrzahl seiner konkreten Normen besitzen durchaus Ähnlichkeit mit den grundlegenden Konzepten und den einzelnen Regeln anderer Rechtsordnungen. Die islamische Rechtskultur kooperiert seit jeher eng mit anderen Rechtskulturen und hat sich von ihnen befruchten lassen. In diesem Sinne profitieren nicht nur Muslime vom islamischen Recht, sondern die gesamte Menschheit. Im Laufe der Jahrhunderte ist aus der islamischen Kultur eine Vielzahl von Theorien zu den Grundlagen von Exekutive und Legislative hervorgegangen. Auch wurden sehr unterschiedliche Konzepte zum Verhältnis zwischen Staat und Individuum ausgearbeitet. Eines der wichtigsten Kennzeichen des islamischen Demokratieverständnisses ist das Konzept der Schura (der gegenseitigen Beratung, Konsultation). Dieses sieht vor, dass alle Mitglieder einer Gemeinschaft - ohne jede Einschränkung oder Begrenzung - in allen Fragen ein Mitspracherecht besitzen, sofern die zur Diskussion stehende Angelegenheit nicht durch eine eindeutige Offenbarung Gottes geregelt ist. Das heißt, alle politischen Fragen in Bezug auf die Wahl des Staatsoberhaupts, die Struktur und Gestalt der Regierung, die Form des politischen Systems, die Ausübung der Herrschaft und die verschiedenen Aufgaben des Staates sowie auch alle anderen damit verknüpften Fragen sollten unter Beteiligung aller Mitglieder der Gemeinschaft durch Konsultation entschieden werden.
In öffentlichen und Regierungsangelegenheiten ist Konsultation vor allem bei zwei Themen gefragt: bei der Wahl von Staatsoberhaupt und Regierung und bei der Überprüfung der Arbeit von Staatsoberhaupt und Regierung auf Rechtmäßigkeit und Ordnungsmäßigkeit. Im Hinblick auf die Wahl des Staatsoberhaupts ist die Konsultation flexibel und kann verschiedene Formen annehmen. Direkte wie auch indirekte Wahlen erfüllen die Bedingungen der Konsultation und sind daher ein anerkanntes islamisches Verfahren zur Wahl des Staatsoberhaupts oder der Mitglieder der Legislative. Auch was die Arbeit der Regierung und die Kontrolle der Exekutive betrifft, erweist sich das islamische Recht als sehr flexibel. Direkte oder indirekte Wahlen von repräsentativen Organen werden vom Islam gutgeheißen und sind eine gute Anwendungsform der Konsultation. Abgesehen davon, dass sie die Autoritäten überwachen, kann solchen Organen auch die Befugnis eingeräumt werden, in unterschiedlichen Bereichen rechtzusprechen, sofern ihre Urteile nicht gegen eindeutige und klare Prinzipien oder Regeln islamischer Gebote verstoßen. Wenn unter Demokratie die Herrschaft des Volkes für das Volk zu verstehen ist, dann ist die Schura ein Verfahren, das garantiert, dass alle Anliegen des Volkes vom Volk und im Interesse des Volkes geregelt werden. Die grundlegenden Prinzipien der Demokratie und die grundlegenden Prinzipien der Schura in der Politik stehen also nicht in Widerspruch zueinander.
Dieses islamische Schura-Konzept zählt zu den wichtigsten Menschenrechten. Es dient dem Zweck, andere vom islamischen Recht garantierten Rechte zu schützen und zu erhalten; insbesondere das Recht auf Gleichberechtigung, die Freiheit des Denkens, und das Recht der freien Meinungsäußerung mit dem Ziel, Fehler zu korrigieren oder zu fordern, dass sie korrigiert werden (selbst dann, wenn sie von den höchsten Instanzen und sogar vom Staatsoberhaupt persönlich begangen wurden). Staatliche Behörden und Autoritäten besitzen dem Islam zufolge keine politische Immunität im Amt.
Gesetz, Ordnung und Menschenrechte
Gülen analysiert die verschiedenen vom Islam anerkannten Rechte: zum Beispiel die Religions- und Glaubensfreiheit, die Gedanken- und Meinungsfreiheit, das Recht auf Besitz von Eigentum, die Unverletzlichkeit des Zuhauses, das Recht zu heiraten und Kinder zu haben, das Recht auf Kommunikations- und Reisefreiheit und das Recht auf Bildung. Er unterstreicht, dass die islamische Rechtsprechung auf diesen und anderen Rechten gründet, die ebenfalls die Akzeptanz moderner Rechtssysteme finden: der Schutz von Leben, Religion, Eigentum, Familie und Intellekt oder auch der Grundsatz der Gleichberechtigung aller Menschen, der zum einen auf der Tatsache basiert, dass wir alle Menschen sind, und (daraus abgeleitet) zum anderen auf der Ablehnung jeder Diskriminierung aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Hautfarbe oder Sprache.
Der Islam verbietet generell, dass bestimmte Rechte um anderer Rechte wegen außer Kraft gesetzt werden. So darf auch das Recht des Individuums nicht zugunsten des Wohls der Allgemeinheit verletzt werden. Dieser Gedanke ist von zentraler Bedeutung für das Konzept der Menschenrechte im Islam und für die Interpretation der islamischen Tradition in diesem Punkt. Gülen erinnert daran, dass es der Islam nicht erlaubt, ein Schiff zu versenken, auf dem sich neun Kriminelle und ein Unschuldiger befinden. Der eine Unschuldige genießt Schutz. Obwohl dies heute angesichts der ,Kollateralschäden', die von modernen Nationen im Krieg angerichtet und in Kauf genommen werden, utopisch klingen mag, verlangt Gülen, es müsse alles unternommen werden, um zu gewährleisten, dass sich Demokratien so weit es geht an diese Verpflichtung halten.
Gülen schreibt, dass die Menschen überall auf der Welt und in jedem Glaubenssystem auf Wahlfreiheit pochen. Das heißt, sie wollen frei entscheiden, wie sie ihre Angelegenheiten regeln und wie sie ihre spirituellen und religiösen Werte zum Ausdruck bringen. In Anbetracht dessen legt er Wert darauf, dass man zwischen unabänderlich gültigen und den Entwicklungen unterworfenen Urteilen (Idschtihad) der islamischen Rechtsprechung unterscheidet. Politische Angelegenheiten und insbesondere die Form demokratischer Institutionen oder auch die Frage der Menschenrechte werden von islamischen Rechtsvorschriften geregelt, die den Bedürfnissen der sich verändernden Umstände und Zeiten anzupassen sind. Gülen weist darauf hin, dass sich die Demokratie auch in Zukunft weiterentwickeln wird. Die islamischen Prinzipien Gleichberechtigung, Toleranz und Gerechtigkeit können einen Beitrag zu diesem Prozess leisten, sofern die Gebote von Koran und Sunna und die unzweideutigen Urteile des islamischen Rechts im Lichte des Zuwachses an Wissen und der Veränderungen in der Gesellschaft immer wieder neu geprüft und beachtet werden.
Gülens Vision ist die einer Demokratie mit einer spirituellen Dimension; einer Demokratie, die die Menschenrechte und Grundfreiheiten wie das Recht auf freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit respektiert und befolgt, einer Demokratie, die den Menschen gestattet, ihren Glauben zu praktizieren, die die Menschen in die Lage versetzt, ihr Bedürfnis und ihren Wunsch nach Ewigkeit zu stillen, und die die Menschen und seine materiellen und immateriellen Bedürfnisse ganzheitlich betrachtet. Denn das menschliche Leben beginnt und endet nicht mit dem Leben in dieser Welt, die lediglich eine Durchgangsstation auf dem Weg zu unserem ewigen Aufenthaltsort ist, dem wir uns unweigerlich und beständig nähern. Unsere Herrschaftssysteme sollten diesen entscheidenden Punkt weder ignorieren noch unterschätzen. Wir müssen also nach Möglichkeiten suchen, um die Demokratie weiter zu verbessern und noch menschlicher zu gestalten. Bis heute ist es weder in Ost oder West noch in Nord oder Süd gelungen, eine Demokratie auf so hohem Niveau zu etablieren. Wir dürfen aber darauf hoffen und sollten uns dafür einsetzen, dass dieses Ziel eines Tages verwirklicht wird.
Demokratische Kultur
Gülen ist der Ansicht, dass sich eine ,demokratische Kultur' nur durch den Aufbau einer starken Zivilgesellschaft entwickelt und bewahren lässt; und diesem Aufbau muss eine gute Ausbildung und Erziehung der Menschen zugrundeliegen. In einer Demokratie, in der den Menschen das Recht auf Redefreiheit, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit zugestanden wird, in der sie außerdem zum Beispiel das Recht besitzen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, in so einer Demokratie sollte jeder Einzelne auch genau wissen, welches Mitspracherecht im Staat er besitzt. In allen Gesellschaften gibt es Zeiten (die kürzer oder länger andauern können), in denen es bestimmten Interessengruppen ganz und gar nicht gefällt, wenn die Menschen ihre Rechte kennen. Diese Gruppen sehen in Bildung und Erziehung möglicherweise eine Gefahr für ihre eigene politische oder wirtschaftliche Machtposition, in manchen Fällen auch für ihre Willkürherrschaft. Folglich versuchen sie, den Bürgern den Zugang zu Informationen und Institutionen zu versperren und sie stattdessen in Richtungen zu lenken, die kaum ihren wahren Interessen entsprechen. Doch ist es nicht möglich, Demokratie in einer Gesellschaft zu genießen und zu praktizieren, in der sich die Menschen ihrer Rechte und Freiheiten nicht bewusst sind, in der sie nicht wissen, wie sie ihre Rechte wahrnehmen und einfordern können, in der sie - vereinfacht gesagt - über keine reife demokratische Kultur verfügen. Solche Gesellschaften mögen sich vorübergehend offen zeigen und Freiheiten gewähren, früher oder später aber werden sie zum Spielball mächtiger Interessensgruppen, die der Allgemeinheit Zumutungen und undemokratische Zwänge auferlegen. Viele Länder dieser Welt werden dominiert von tyrannischen, autoritären und diktatorischen Führern, die die Rechtsordnung, Wahlen oder auch die Verfassung ausbeuten und manipulieren. Nicht im Namen des Fortschritts oder der Entwicklung der jeweiligen Länder, sondern zur Absicherung ihrer persönlichen Macht, ihrer persönlichen Interessen oder der Interessen bestimmter von ihnen begünstigter Gruppen.
Um die Aktivitäten solcher Interessengruppen einzudämmen, müssen die Individuen im demokratischen System einerseits dazu aufgefordert werden, ihre Rechte und Pflichten wahrzunehmen. Andererseits brauchen sie auch das nötige Selbstvertrauen und die Zivilcourage, um ihre Rechte auszuüben und zu verteidigen. Was diesen Punkt betrifft, leistet Gülen nicht nur einen intellektuellen Beitrag zur Weiterentwicklung der Demokratie in aller Welt, sondern besitzt auch die Fähigkeit, Menschen zum Handeln zu inspirieren. So wurden rund um den Globus auf seine Initiative hin Schulen, Universitäten, interkulturelle und interreligiöse Dialoggruppen und andere Institutionen gegründet.
Schlussbetrachtung
Gülens Ansatz ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass die vom Islam propagierten demokratischen Ideen funktionieren. Gülen ist davon überzeugt, dass islamische Demokratie und säkulare politische Liberalisierung einander nicht widersprechen. Er weist darauf hin, dass die dominante islamische Kultur in der muslimischen Welt mit demokratischen Gestaltungsformen auf globaler Ebene koexistiert. Daher erfordert das Streben nach Modernisierung und Demokratisierung nicht notwendigerweise die Übernahme westlicher Modelle, sondern beinhaltet die Möglichkeit der Akzeptanz vieler westlicher demokratischer Errungenschaften innerhalb des vom Islam gesteckten Rahmens. Demzufolge entwickelt sich eine von Muslimen praktizierte politische Kultur und Demokratie nicht dadurch zum Positiven, dass man sich von der Außenwelt absondert oder sie gar bekämpft, sondern indem man dieser Außenwelt die eigenen Leistungen zugänglich macht und ihre größten Errungenschaften in sich aufnimmt. Gülen beweist, dass das geistige Erbe und die politische Kultur des Islams neu bewertet und respektiert werden müssen und dass der Fortschritt der Muslime ebenso von einem Zuwachs an Wissen in den islamischen Wissenschaften (Ilm) abhängt wie von der Aneignung von zeitgenössischem technischen Know-how (Fann). Gülens Lebenswerk zeigt, dass es keinen grundsätzlichen Konflikt zwischen islamischem Denken und islamischer Tradition auf der einen Seite und moderner Demokratie auf der anderen Seite gibt. Sein Beitrag zum Verständnis von Demokratie, Zivilgesellschaft und Menschenrechten ist als sehr positiv zu werten.
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