Warum unterstützt Fethullah Gülen den Staat, wenn dieser doch repressiv ist?
Fethullah Gülen verlangt von den Menschen, dass sie die Werte und die Autorität, für die der Staat oder staatliche Organisationen stehen, respektieren. Er hat gegen all jene seine Stimme erhoben, die in der Türkei und anderswo Chaos stiften, gesellschaftliche Spannungen schüren und Gewalt säen. Er argumentiert, gerade wenn man es mit Politikern von schlechtem Ruf, unredlicher Parteipolitik und Korruption zu tun habe, müsse man besonders darauf achten, den Respekt der Öffentlichkeit vor staatlichen Organisationen nicht zu untergraben. Fethullah Gülen ist sich der Risiken bewusst, die ein gescheiterter oder im Scheitern begriffener Staat für die Bevölkerung, die Nation und die Region aufwirft. Deshalb warnt er vor anarchischen Bewegungen und Aktivitäten, die die Atmosphäre des Friedens, den freien Austausch von Gedanken und die Autorität von Recht und Justiz zerstören können:
„Ich habe immer betont, dass selbst der schlimmste Staat besser ist als gar kein Staat. Ich habe gesagt: ‚Wir brauchen den Staat und sollten ihn nicht zermürben!‘, auch wenn ich dabei nie so weit gegangen bin, ihn für sakrosankt zu erklären, wie manch andere Leute es getan haben. Solch eine Grundhaltung ist für mich dringend geboten, denn wenn der Staat seinen Platz nicht einnimmt, entsteht ein Vakuum, in das Anarchie, Chaos und Konfusion stoßen können. Dann werden abweichende Meinungen und die Religionsfreiheit keinen Respekt mehr genießen. Es wird uns schwerfallen, unserem Gewissen zu folgen, und für Gerechtigkeit wird kein Platz mehr sein. In der Vergangenheit gab es Zeiten, in denen unser Volk unter der Abwesenheit des Staates gelitten hat. Daher halte ich die Unterstützung des Staates für eine staatsbürgerliche Pflicht.“
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